In Roland Perathoners Kunstwerk „Große Muschel“ verschmelzen Natur, Geschichte und kosmische Ordnung zu einer poetischen Formensprache. Der gelernte Bildhauer aus Wolkenstein in Gröden - der seine künstlerische Handschrift durch Aufenthalte in den USA, der Schweiz, Deutschland und Österreich stetig verfeinert hat - schafft mit dieser Skulptur ein Werk, das weit über die sichtbare Form hinausgeht. Perathoners Skulptur lädt zum Innehalten ein, zum Spüren, Staunen und Verweilen. Sie erzählt von alten Meeren, von Zeit und Wandel – und von unserem sensiblen Verhältnis zur Natur, die uns prägt, umgibt und mit der wir untrennbar verbunden sind.
Die spiralförmige Struktur der „Großen Muschel“ ist inspiriert von der Dynamik der Dolomiten – jenen gewaltigen Felsformationen, die aus fossilen Ablagerungen entstanden und aus urzeitlichen Meeresböden emporgestiegen sind. Bei der Formgestaltung orientiert sich Perathoner an den mathematischen Prinzipien des Goldenen Schnitts – ein Symbol für Harmonie, Gleichgewicht und die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Doch Perathoners Werk ist nicht nur ästhetisches Objekt, sondern auch stille Mahnung. Mit der „Großen Muschel“ macht er auf ein Thema aufmerksam, das uns alle betrifft: Wasser. Was einst in Hülle und Fülle vorhanden war und die Böden der Welt bedeckte, wird heute vielerorts knapp. Extreme Wetterereignisse, Trockenperioden und Starkregen werfen Fragen auf, auf die es noch keine eindeutigen Antworten gibt. Seine Skulptur wird so zu einem Sinnbild für das fragile Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt – und für die Notwendigkeit, dieses Gleichgewicht neu zu finden.